Merkel und die Verleger

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  • Ok, da ich derzeit weder sensible vertrauliche Kundendaten besitze noch schnüffelnde Eltern oder dergleichen, fühle ich mich aktuell nicht gezwungen da entsprechende Maßnahmen zu ergreifen :saint:
    Aber vom Stick booten ist auf jeden Fall ne interessante Angelegenheit und reicht für vieles. Alternativ kann man die SD-Karte nehmen.

  • Ist euch eigentlich aufgefallen, wer plötzlich alles das Wort "Datenreichtum" benutzt? Die erste Erwähnung habe ich bei KPMG, einer Beraterfirma, gefunden. Ich fürchte, ich bin ein Schelm :(


    Hier ist jedenfalls ein Artikel, der das Problem der Vewertungsgesellschaften umreißt. Merkel hatte den Verlegern (unter anderen) ja auch schon "Datenreichtum" versprochen. Andere setzen jetzt noch einen drauf. Die Schlagzeile des Tages hat Heise, die einen Herrn Schindler zitieren: "Die heilige Kuh Anonymität gehört geschlachtet"

    Zitat

    Herrschende Meinung auf dem Podium einer Konferenz der "Initiative Urheberrecht" war am Mittwoch in Berlin, dass Internetnutzer besser identifizierbar sein müssten. Die Anonymität im Netz sei zwar eine "heilige Kuh für viele Nerds", meinte etwa der Göttinger Medienrechtler Gerald Spindler. "Sie gehört für mich aber auch mal geschlachtet." Es handle sich dabei schließlich nicht um ein Grundrecht, er habe ein solches zumindest weder im Grundgesetz noch in einschlägigen Urteilen des Bundesverfassungsgerichts gefunden.
    Eng mit dem "Problem der Anonymität" verknüpft sind für Spindler die allgemeinen Haftungsprivilegien für Zugangs- und Diensteanbieter, die Informationen nur durchleiten. "Wenn Plattformen nicht sagen können, wer was macht, muss ich sie in die Haft nehmen können", plädierte der Jurist hier für eine "sektorspezifische" Anpassung der Klauseln in der E-Commerce-Richtlinie und dem Telemediengesetz (TMG).
    [...]Die Debatte über ein Netz ohne Nutzerkennung müsse geführt werden, meinte auch die grüne Verbraucherschutzpolitikerin Renate Künast: "Wir können nicht die Anonymität hochhalten, wenn alle den ganzen Tag über im Internet nur noch rüde beschimpft werden", erklärte die Ex-Ministerin den Zuhörern, die vermutlich in ihrer Jugend noch größtenteils gegen die Volkszählung demonstriert hatten. So werde die Kommunikation zwischen Menschen zerstört. (Quelle: Heise)


    In einem anderen Artikel wird ausführlich die EU-Debatte diskutiert, insbesondere Öttinger:

    Zitat

    Umgekehrt müsse klar sein, "wie wir Exklusivrechte und geistige Arbeit sichern". Als eine Losung dabei gab er aus: "Wer digitale Inhalte transportiert, verantwortet sie auch." Folglich ist davon auszugehen, dass die Kommission an der Haftungsschraube für Online-Plattformen und Zugangsanbieter drehen will. (Quelle: Heise)


    Der Angriff auf die Anonymität läuft also gerade auf mehreren Ebenen, geführt über die geplante Urheberrechts"reform". Ich Schelm erinnere mal kurz an KPMG.


    Im Artikel geht es auch mal kurz um die Verwertungsgesellschaften, die bei der Anonymitätsdebatte ja schon länger ins selbe Horn tuten. Zu diesen Verwertungsgesellschaften gibt es auch Neuigkeiten. Ihr erinnert euch sicher, daß diese es sind, die unter anderem die Bibliothekstantieme und die Pauschalen für Kopierer, Festplatten etc. einkassieren und "verteilen". Zu dieser Verteilung hat es jetzt ein Urteil vom EuGH gegeben: Die Verwerter müssen ihre Einnahmen an die Urheber abdrücken. Sie dürfen sie nicht, wie bisher, zur Hälfte den Verlegern in die Taschen schieben.


    Zwei Artikel dazu:

    Zitat

    Am 12. November entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) im belgischen Musterfall Reprobel, dass die von Verwertungsgesellschaften eingezogene Privatkopieabgabe nur Autoren, nicht jedoch Verlagen zusteht (Az.: C-572/13). Ein Gesetz, das eine hälftige Teilung der Einnahmen zwischen Verlagen und Autoren vorsah, werteten die Luxemburger Richter als Verstoß gegen die EU-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft. Die Verwertungsgesellschaften VG Bild-Kunst und VG Wort haben aus diesem Urteil nun Konsequenzen gezogen. (Quelle: Telepolis)


    Siehe auch: Armer Autor, Du hast echt keine Freunde (Hillebrand)


    Unsere besonderen Freunde von der Verlegerlobby (Börsenverein) kriechen zu dem Thema auch schon aus den Löchern.


    Und noch ein frecher kleiner Link zu KPMG: Für ein neues digitales Selbstbewußtsein. Schlechte-Laune-Tip: Lest den Blogeintrag durch und spielt Bullshit-Bingo mit den Äußerungen diverser Gruppierungen und Politiker ;)


    Buchtip des Tages: Die Lobby Republik