Aloha allerseits!
Ich bin im Forum mehr Mitleser als Schreiber, aber die verschiedenen Ansichten zum Thema finde ich spannend. Hier mein Löffelchen Senf dazu:
Für mich ist eine Bibliothek gut, wenn sie eine "Grundversorgung" mit Informationen und Literatur leistet und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Das heißt für mich: Bücher, die viel diskutiert werden und Bücher zu aktuell relevanten Themen sollten möglichst vorhanden sein. Daneben sollte ein breiter Querschnitt durch die Literatur angeboten werden. So werden vielfältige Interessen und Geschmäcker berücksichtigt und gleichzeitig wird man (also, jedenfalls ich ) neugierig auf bisher Unentdecktes.
Dabei finde ich es nachvollziehbar, dass man in den verschiedenen Mediengruppen (gebundenes Buch, Taschenbuch, Hörbuch, E-Buch) jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Man kann ja nicht alles immer gleich viermal kaufen. Ich denke mal, dass das in den Bibliotheken auch diskutiert wird, z.B. dass der gängige "Kanon" eher in stabil gebundenen Werkausgaben angeschafft wird, bei den Taschenbüchern hauptsächlich Krimis und Strandlektüre etc. Ich verstehe auch, dass man nicht ein E-Book für 50-60€ anschafft, das dann bis Ende der Lizenzlaufzeit vielleicht dreimal entliehen wird. Den drei Leuten ist denke ich zuzumuten, ausnahmsweise etwas auf Papier zu lesen.
In meiner Onleihe sind viele Bücher, die mich nicht interessieren (Ein Glück! Wenn mich jedes Buch interessieren würde, könnte ich mich überhaut nicht mehr entscheiden, was ich lesen will!), auch viele Krimis und Liebesromane "von der Stange", aber ich finde vieles, was im Papier-Bestand nicht vorhanden ist und auch mal Bücher etwas abseits des Mainstreams. Bin also weitestgehend zufrieden, auch wenn man natürlich immer mal denkt "boah, wer liest denn sowas?" oder "warum hat denn niemand dieses ganz wunderbare Buch gekauft??". Solange das jedem mal so geht, ist das wohl ein Zeichen für ein ausgewogenes Angebot. Ich habe auch den Eindruck, dass die Einkäufer*innen in meinem Verbund darauf achten, aktuelles Interesse zu berücksichtigen, z. B. wurde neulich "Der Report der Magd" angeschafft, einiges von Ishiguro usw.
off topic
1. Interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Ich persönlich finde Mannböllhesse nicht besonders "herausfordernd", sondern zähle sie größtenteils eher zur Wohlfühlliteratur... Das hab ich mir so mit 14-18 Jahren alles reingezogen und fand es ganz fantastisch. Nach meinem heutigen Empfinden sind Bücher dieser Autoren oft hauptsächlich dazu da, um dem Leser zu vermitteln, dass er mit allem total richtig liegt, es eh schon immer besser wusste und außerdem ohnehin ein verkanntes Genie ist. (hmmm, ich fürchte, ich weiß, warum ich das damals so mochte...)
2. Einen Thriller über männerfeindliche Bibliothekarinnen, die versuchen, durch die Verbreitung von Häkelzeitschriften die Weltherrschaft an sich zu reißen, würde ich sofort ausleihen. *duck*
/off topic