Deutsche Literaturprominenz kämpft gegen E-Book-Verleih in Bibliotheken

onleihe:hilfe
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  • VeraI Zustimmung mit einer kleinen Einschränkung - ich kaufe öfter eBooks, die deutlich im Preis reduziert sind (zu finden u.a. auf ebooks.de unter 'Preishits').

    Folgendes soll keine Werbung sein (ansonsten bitte löschen): Dort aktuell u.a. z.B. Kutscher:Olympia für 10.99 statt 19.99 (Kutscher hat übrigens bis jetzt nicht unterschrieben - jedenfalls finde ich ihn nicht auf den Listen) oder Katharina Peters für 3.99 statt 7.99 (hat meines Wissens ebenfalls nicht unterzeichnet).

    Ergänzung: die red. Titel kann man natürlich auch bei anderen Buchhandlungen kaufen, die genannte Plattform ist nur ein Beispiel.

    Einmal editiert, zuletzt von spitzefeder () aus folgendem Grund: Ergänzung

    • Offizieller Beitrag

    Das sehe ich nicht als Werbung, sondern als wichtige Information: einerseits werden Titel verramscht, andererseits zahlen wir Bibliotheken für das gleiche eBook € 19,23. Der "Normalpreis" liegt übrigens bei € 10,99.


    Und was passiert mit dem zusätzlichen Erlös bei Verkäufen an die Onleihe-Bibliotheken? Leider konnte ich bisher nirgends eine Information darüber finden, ob die der Verlag einsteckt oder ob die Autor*innen angemessen an diesem Mehrerlös beteiligt werden.

  • Dazu kann ich ebenfalls nichts finden.

    Ich verstehe sowieso eigentlich die Welt nicht mehr. Gestandene Autor:innen, die Erfahrungen mit Autorenverträgen/Verlagsverträgen haben, mahnen andere Kolleg:innen immer wieder, bei der Vertragsgestaltung genau hinzusehen (Rechteverwertung).

    Zumindest die großen Publikumsverlage sind ja nicht gerade bekannt dafür, freiwillig irgendetwas zu zahlen/auf etwas zu verzichten etc.


    Nur so als Beispiel das BGH-Urteil aus dem Jahr 2016 zu den Ausschüttungen der VG Wort; kurze Zusammenfassung der Konsequenzen hier:

    --> https://www.boersenblatt.net/archiv/1421035.html

    Da musste erst ein Autor langwierig klagen (der Rest hat sich wohl eher nicht gekümmert).


    Wer mal ein bisschen Autor:innenargumentation inhalieren möchte, kann sich hier informieren:

    -- > autorenforum.montsegur.de - Schreiben ist nicht umsonst ...

    In dem Forum schreibt auch einiges an Literaturprominenz (div. Erstunterzeichnende, viele in der Unterstützerliste).

    Der interessante Teil des Forums (Interna) findet im nicht-öffentlichen Bereich statt. Aber für einen Einblick in die Denke reicht's.

    Es äußert sich u.a. der nicht unbekannte AndreasE (von dem ich das auch nicht unbedingt erwartet hatte - soviel zu Enttäuschungen, die man erlebt...)

  • Mir fällt da vor allem die Variation eines Witzes ein (Kling, von dem ich den habe, hat augenscheinlich nicht unterschrieben):

    Stehen ein Verleger, ein Autor und ein Bibliothekar am Grill mit hundert Würstchen. Nimmt sich der Verleger 99 und sagt zum Autoren: "Pass, der Bibliothekar will Dir Dein Würstchen wegnehmen!"

  • Danke für die Umformulierung des Trump-Witzes, passt so gut! :thumbup:

    Kling ist für mich ein sehr gutes Beispiel für einen Autor, den ich immer kaufe (dass der das Dings unterschreiben könnte, liegt sowieso außerhalb meiner Vorstellungskraft) und kaufen würde, selbst wenn es Vorab-Exemplare gäbe, die zuerst in der Onleihe und erst später im Handel erhältlich wären.


    Dieser Autor erleichtert mir seit Jahren den weihnachtlichen Geschenkekauf (z.B. in seinem Online-Shop - daran verdient er nichts, sein Gewinn wird gespendet! :love: und man kann bei jedem Titel sehen, wohin die Spende geht).

  • Marc Uwe Kling ist einfach super! Vor allem seine Hörbücher, aber auch die Bücher sind klasse - und in der Onleihe ausleihbar. Davon abgesehen, verstehe ich die Verlage nicht. Es wäre doch viel sinnvoller, gemeinsam eine Bibliothekstantieme für E-Books zu fordern, anstatt den Bibliotheken den schwarzen Peter zuzuschieben. Wir sind nicht die Bösen - unser Aufgabe ist die Leseförderung - und lesen findet im 21. Jahrhundert eben auch digital statt. Gedruckte Bücher dürfen wir am Erscheiungstag ausleihen, bei E-Books müssen wir den Verlagen dankbar sein, wenn diese ein halbes Jahr später zur Verfügung stehen, mit unfassbar seltsamen Lizenzen. Diese Aktion "fair lesen" ist, meiner Meinung nach, absolut fies und geht an die falsche Adresse. Eine Gleichstellung zwischen gedruckten und digitalen Büchern - das wäre eine Lösung.

    • Offizieller Beitrag

    Wer mal ein bisschen Autor:innenargumentation inhalieren möchte, kann sich hier informieren:

    -- > autorenforum.montsegur.de - Schreiben ist nicht umsonst ...

    In dem Forum schreibt auch einiges an Literaturprominenz (div. Erstunterzeichnende, viele in der Unterstützerliste).

    Der interessante Teil des Forums (Interna) findet im nicht-öffentlichen Bereich statt. Aber für einen Einblick in die Denke reicht's.

    Es äußert sich u.a. der nicht unbekannte AndreasE (von dem ich das auch nicht unbedingt erwartet hatte - soviel zu Enttäuschungen, die man erlebt...)

    Es macht mich so unfassbar traurig, das zu lesen. (AndreasEs Bücher mochte ich auch immer sehr gerne)

    Was hat denn bitteschön eine gesetzliche Regelung mit Piraterie zu tun?

    Ich bin wirklich nur noch müde, was das Thema angeht, weil ich einfach nicht verstehe, warum die Autor:innen nicht mal mit den Bibliotheken sprechen und man wie erwachsene Leute Argumente austauscht, anstatt in der "Bubble" Stimmung zu machen und gleich von vorneherein in einer Anti-Haltung ist.


    --Ich bin wie ihr leicht versöhnt, weil immerhin nicht alle meine deutschen Lieblingsautoren auf der Liste stehen ^^--

  • Ich habe diese Woche zumindest mal vier Briefe aus der Aktion, die der Bibliotheksverband angestoßen hat, an die Bundestagsabgeordneten aus unserem Wahlkreis verschickt. Ob's hilft? :/

    Bei uns ist das gerade auch die Aufgabe einen Brief an einen Abgeordneten zu formulieren.

    ….

    Trotzdem etwas seltsam dieser Weg…

  • Im Rahmen der NDR-Sendereihe "Kein Streit... ist auch keine Lösung" hier ein Streitgespräch (Dauer: 25 Minuten) zum Thema:

    --> Verdirbt E-Book-Ausleihe den Buchmarkt?

    Moderatorin: Susanne Stichler

    Autorin: Elisabeth Herrmann

    Bibliotekarin: Frauke Untiedt (Direktorin der Hamburger Bücherhallen)


    Sehr hörenswert, finde ich. Für die Redepassagen der Autorin hätte ich beinahe mein Nitro-Spray gebraucht (ich habe Blutdruck - Hape Kerkeling hat leider unterschrieben). Diese immer wiederkehrende Nulltarif-Argumentation und auch die Annahme, die gutsituierten Bücherei-Kund:innen seien zu geizig zum Bücherkaufen kann ich wirklich kaum noch hören, wie auch die restlichen 'Argumente'.

    Frauke Untiedt bietet eine wirklich gute Argumentation (gegen Ende des Gesprächs versucht sie auch, den Blick Richtung Verlage zu lenken, worauf Elisabeth Herrmann natürlich nicht eingeht, wie sie auch auf Anderes nicht eingeht...) und lässt sich die Butter absolut nicht vom Brot nehmen <3


    Ergänzung: Sehr gut moderiert, finde ich :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von spitzefeder () aus folgendem Grund: Korrektur und Ergänzung

    • Offizieller Beitrag

    Wir schreiben tatsächlich bereits etwa halbjährlich an unseren Abgeordneten (da gibt es ja immer mal wieder Vorlagen vom Verband) mit der Bitte um eine gesetzliche Regelung für den eBook-Verleih. Es kommen dann immer ziemlich verschwurbelte Briefe zurück, die zwischen den Zeilen sagen "interessiert mich überhaupt nicht". Aber wir probieren es weiter :D

  • Die Onleihe Berlin hat jetzt 4 Bücher von Juli Zeh erworben. Man kann auch so Statements setzen.

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?

  • Die Onleihe Berlin hat jetzt 4 Bücher von Juli Zeh erworben. Man kann auch so Statements setzen.

    Ich glaube nicht, dass das mit "Statement" zu tun hat. Manche Bibliotheken haben zum Beispiel die Spiegel-Bestseller als Standing Order - heißt, alle Spiegel Bestseller kommen automatisch., das erleichtert uns die Arbeit. Bei einer großen Bibliothek wie Berlin kann ich mir gut vorstellen, dass sie diese Standing order mehrfach haben von verschiedenen Vertrieben/Buchhandlungen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin zwar nicht aus Berlin, aber:

    Wenn wir alle Autor:innen der Liste boykottieren würden, würden WIR Bibliotheken die Wut der Nutzer:innen abbekommen. Manche melden sich, denen kann man es erklären; die meisten würden sich einfach still ärgern und evtl. auf andere Angebote ausweichen... Wir kaufen (schweren Herzens) natürlich auch die Bücher der Fair-Lesen-Autor:innen weiter, um das - durch die Einschränkungen der Verlage - sowieso schon reduzierte Onleihe-Angebot wenigstens halbwegs attraktiv zu halten. Wir müssen uns nichts vormachen: Das ist überwiegend die A-Liga der deutschsprachigen Schriftsteller:innen. Ohne die würde etwas fehlen.


    "Statements" setzen wir an anderer Stelle: Brief an den Abgeordneten, Stellungnahme auf der Homepage und im Newsletter, Gespräche mit Autor:innen, Information der Nutzer:innen, soweit möglich.

  • Ich bin zwar nicht aus Berlin, aber:

    Wenn wir alle Autor:innen der Liste boykottieren würden, würden WIR Bibliotheken die Wut der Nutzer:innen abbekommen.

    Es ging ja ums Gegenteil, nicht boykottieren, sondern gleich mehrere, auch einige Jahre alte Bücher erwerben. Auf dass die Autorin nicht ganz mittellos werden muss.


    Wenn sich die B-Autoren beklagen würden, insbesondere die Vielzahl der Autoren von aufwändig zu recherchierenden Sachbüchern, könnte ich die Unterstützung der Verlage ja noch halbwegs nachvollziehen. Aber geht es den Bestsellern tatsächlich so schlecht?

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?