Deutsche Literaturprominenz kämpft gegen E-Book-Verleih in Bibliotheken

onleihe:hilfe
Aktuelle Meldungen finden Sie stets auf der :hilfeseite für die Onleihe.

    • Offizieller Beitrag

    Es ging ja ums Gegenteil, nicht boykottieren, sondern gleich mehrere, auch einige Jahre alte Bücher erwerben.

    Ah, das ging aus deinem ersten Beitrag nicht hervor. Ich dachte, es geht um Neuerscheinungen.


    Das lustige ist ja, dass gerade unbekanntere Autor:innen Bibliotheken und auch die Onleihe meiner Erfahrung nach eher positiv sehen - super Werbung. Die "Großen" denken wohl, dass sie das nicht nötig haben.

  • Aber geht es den Bestsellern tatsächlich so schlecht?

    Mal abgesehen davon, dass auch nur die wenigsten sogenannten Bestsellerautor:innen vom Schreiben allein leben können (es reicht ja nicht, mal den einen oder anderen Bestseller zu landen - das muss schon von Dauer sein), gehen fast alle Autor:innen zusätzlich einem 'Brotjob' nach.

    Dass Künstler vergleichsweise wenig verdienen ist nicht neu und liegt auch nicht an der Leihe in den öffentlichen Bibliotheken. Ob die Bestseller-eBooks gleich oder zeitverzögert in der Leihe landen, macht den Kohl letztlich nicht fett - weder für die Bestseller-Autor:innen noch den großen Rest der Autor:innen.

    Grundlage ist zwar immer das Schreiben; aber was den Autor:innen richtig hilft, sind Filmrechte, Übersetzungen in andere Sprachen etc. - also dauerhafter Erfolg (der auch älteren Büchern immer wieder Neuauflagen beschert) und viel, viel Glück..


    By the Way - heute Abend in der ARD "Zero" (basiert auf dem gleichnamigen Thriller von Marc Elsberg - der dankenswerterweise NICHT unterschrieben hat :thumbup:, habe seinen Namen jedenfalls in keiner der Listen gefunden.)

  • Mittlerweile gibt es einen Koalitionsvertrag (der noch abgesegnet werden muss) und darin natürlich auch eine Äußerung zum E-Lending:

    "Wir wollen faire Rahmenbedingungen beim E-Lending in Bibliotheken."

    (Quelle: Koalitionsvertrag S. 123; PDF-Download z.B. hier von der SPD-Homepage :--> Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP)

    Ein wahrlich interpretationsfähiger Satz. Interpretiert wurde er bereits von der Initiative Fair Lesen in einer --> Pressemitteilung (PDF-Download von der betr. Homepage). Zitat daraus:

    "Mit dieser klaren Haltung zur Beibehaltung der Entscheidungsfreiheit von Autor*innen und Verlagen unterstützt die kommende Regierung in ihrem Koalitionsvertrag die Chance, zukunftsfähige und ausgewogene Wege für die Digitale Leihe in Öffentlichen Bibliotheken ohne gesetzliche Zwangsregulierung zu entwickeln."


    Richtig gut besetzt finde ich den Posten der Staatsministerin für Kultur und Medien mit Claudia Roth. Die hat ihr Arbeitszimmer geradezu tapeziert mit Bildern und Büchern :love: und dürfte aus Sicht der Verlage weniger einfach zu handlen sein als ihre Vorgängerin ;)


    Was die Ampelkoalition unter "fair" versteht, wird man gelegentlich in Erfahrung bringen.

    • Offizieller Beitrag

    Völlig nichtssagender Satz.


    Der Bibliotheksverband schreibt dazu in seiner Pressemitteilung:

    Zitat

    Der dbv begrüßt das klare Bekenntnis der kommenden Bundesregierung, faire Rahmenbedingungen beim E-Lending in Bibliotheken zu schaffen. Der dbv bekräftigt in diesem Zusammenhang seine Forderung nach einer gesetzlichen Regelung, damit Öffentliche Bibliotheken E-Book-Lizenzen gleich nach Erscheinen zu angemessenen Bedingungen käuflich erwerben können – bei gleichzeitiger fairer Vergütung der Autor*innen.

  • Fairlesen schreibt dazu: "Die Initiatorinnen und Initiatoren der Initiative Fair Lesen, die bisher von über 2.000 Autor*innen, Übersetzer*innen, Verleger*innen und Buchhändler*innen mitgezeichnet wurde, begrüßen ausdrücklich den Wunsch der zukünftigen Regierungsparteien, für das E-Lending in Bibliotheken faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit dieser klaren Haltung zur Beibehaltung der Entscheidungsfreiheit von Autor*innen und Verlagen unterstützt die kommende Regierung in ihrem Koalitionsvertrag die Chance, zukunftsfähige und ausgewogene Wege für die Digitale Leihe in Öffentlichen Bibliotheken ohne gesetzliche Zwangsregulierung zu entwickeln." (Quelle: https://www.initiative-fair-le…Fair-Lesen_25.11.2021.pdf)


    Beide Seiten begrüßen also den neuen Koalitionsvertrag - und interpretieren den Satz zu ihren Gunsten. Es wird sich also nichts ändern...

  • Das FairLesen-Zitat steht bereits in Beitrag #83  ;)

    Klar begrüßen beide Seiten den Koalitionsvertrag - es steht ja auch drin, dass es um "faire" Rahmenbedingungen geht. Aber nicht beide Seiten interpretieren den Satz; nur FairLesen tut es. Der DBV bekräftigt bekräftigt hingegen noch einmal seine Forderungen, mehr nicht.


    Die Positionen der einzelnen Parteien zum Thema E-Lending sind auf diversen Seiten nachzulesen:

    Das Börsenblatt hat vor der Wahl einen Wahlcheck Buchbranche durchgeführt (z.B. hier:--> Wahlcheck Buchbranche - Was die SPD vorhat (unten auf der Seite Links zum Wahlcheck FDP und LINKE) und der DBV hatte seine --> Wahlprüfsteine mit den Antworten der einzelnen Parteien (als PDFs downloadbar von der verlinkten Seite).


    Natürlich sind es oft zwei Paar Schuhe, was vor einer Wahl gesagt und was davon hinterher umgesetzt wird. Im Koalitionsvertrag gibt es viele schwammige Äußerungen zu vielen wichtigen Themen, was aber nicht zwingend bedeutet, dass sich nichts ändern wird. Die Positionen der Koalitionspartner sind nur teilweise sehr unterschiedlich. Nichtssagende Sätze und schwammige Äußerungen ("...idealerweise...") verschieben die Diskusion nur auf später (und auch die FDP wird hier und dort Kompromisse machen müssen...).

    • Offizieller Beitrag

    Klar begrüßen beide Seiten den Koalitionsvertrag - es steht ja auch drin, dass es um "faire" Rahmenbedingungen geht. Aber nicht beide Seiten interpretieren den Satz; nur FairLesen tut es. Der DBV bekräftigt bekräftigt hingegen noch einmal seine Forderungen, mehr nicht.

    Der Unterschied ist mir auch sofort aufgefallen. "Fair" ist eben auch Diskussions- und Ansichtssache und nur weil man "Fair" im Kampagnentitel hat, heißt das nicht, dass die neue Regierung das Wort genauso auslegt, wie man selbst. Wir werden sehen.

    • Offizieller Beitrag

    Ein sehr schöner und sachlicher Artikel zu dem Thema ist gestern erschienen:

    https://b-u-b.de/detail/e-book…xemplare-behandelt-werden

    Der Autor Falko Löffler (sowohl Autor des Artikels als auch Autor von Büchern) erklärt, warum er die FairLesen-Kampagne nicht unterschreibt, warum Bibliotheken nicht "das Böse" sind und warum es im Interesse aller sein sollte, das Lesen von Büchern (egal in welcher Form) zu stärken.

  • gefunden bei Herrn Dietz -

    die Amis haben auch gute ideen, die Europa so übernehmen könnte:


    >> A new ebook law went into effect in Maryland on Jan 1.

    So the Association of American Publishers sued the state.

    Here's what Maryland's Attorney General Brian Frosh has to say about the suit:



    "This case is not about copyright protection—it is about the unfair and discriminatory trade practices of publishers at the expense of public libraries. Many publishers have exploited the rapid advancement of digital technology to discriminate against public libraries when licensing e-books and audiobooks."

    "Technology has enabled publishers to create two classes of customers—those who can afford to buy electronic literary products and public libraries who serve those who cannot—while charging the latter substantially more for the same product. The historical balance between publishers’ commercial motives and public libraries’ role in providing fair access to literature and information to benefit all members of the public has been lost."



    https://www.publishersweekly.com

    #empoweringlibraries <<

  • Das Maryland-Geschehen war ja auch im Börsenblatt schon Thema:

    -- Börsenblatt: IPA und FEP unterstützen US-Verlage in E-Book-Streit

    und hier noch etwas mehr zur Geschichte:

    -- Publishing Perspectives: IPA and European Publishers Back AAP’s Maryland Copyright Lawsuit


    Am 7. Februar soll es eine Anhörung geben - man kann gespannt sein, wie das Verfahren weitergeht. Allerdings habe ich bisher nichts dazu gefunden, dass die amerikanische Literaturprominenz auf die Barrikaden steigt... weiß da jemand mehr? Würde mich sehr interessieren.

    Dass die Verlage sich wehren, finde ich verständlich - mich stört in Deutschland eher, dass sich die sogenannte Literaturprominenz vor den Karren spannt / spannen lässt.

  • Ist ein bisschen OT; aber es hat mich einfach interessiert, wofür die sogenannte 'Literaturprominenz' sonst noch so kämpft...

    Der PEN hat einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sich internationale Schriftsteller:innen mit Kolleg:innen in der Ukraine solidarisieren und ein Ende des Blutvergießens fordern - Text in deutscher Sprache: --> PEN Deutschland - Offener Brief


    Text in englischer Sprache (auch auf Ukrainisch, Russisch und Arabisch abrufbar) samt Unterstützerliste hier:

    -- > https://pen-international.org/print/10806


    Angesichts der Tatsache, dass damals in der unsäglichen Anzeige (dem offenen Brief) sehr prominent (und in meinen Augen missbräuchlich) von "Vielfalt und Meinungsfreiheit" die Rede war, vermisse ich die Unterschrift der einen oder anderen wortführenden Prominenz unter dem PEN-Brief, in dem es u.a. gerade auch um das Recht auf freie Meinungsäußerung geht.

    Dafür habe ich aber einige gestandene, deutsche Literaturschaffende gefunden, die den PEN-Brief unterzeichnet haben.

    (Die meisten von ihnen hatten das Pamphlet im Oktober nicht unterschrieben, wie ich stichprobenartig festgestellt habe.)


    Nochmal sorry für das OT, aber ich musste das loswerden.

  • Angesichts der Tatsache, dass damals in der unsäglichen Anzeige (dem offenen Brief) sehr prominent (und in meinen Augen missbräuchlich) von "Vielfalt und Meinungsfreiheit" die Rede war, vermisse ich die Unterschrift der einen oder anderen wortführenden Prominenz unter dem PEN-Brief, in dem es u.a. gerade auch um das Recht auf freie Meinungsäußerung geht.

    Dafür habe ich aber einige gestandene, deutsche Literaturschaffende gefunden, die den PEN-Brief unterzeichnet haben.

    (Die meisten von ihnen hatten das Pamphlet im Oktober nicht unterschrieben, wie ich stichprobenartig festgestellt habe.)


    Nochmal sorry für das OT, aber ich musste das loswerden.

    Danke für diese Recherche und das Einstellen des links.


    👍